Für gutes Klima zu sorgen, ist gar nicht so einfach, wenn es sich um eine 16.500 Quadratmeter große Tropenhalle handelt: Eine konstante Temperatur von 22 bis 28 Grad, dazu eine Luftfeuchtigkeit von 65 bis zu 75 Prozent – das muss ein ausgeklügeltes System von Lüftungen, Heizungen und Befeuchtungsanlagen in der Tropenerlebniswelt Gondwanaland im Zoo Leipzig das ganze Jahr über garantieren.
Die einzigartige Klimatechnik, die vor allem auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz ausgerichtet ist, wurde jetzt offiziell in Betrieb genommen.
„Unser Klimasystem ist das technische Herzstück von Gondwanaland“, erklärt Zoodirektor Dr. Jörg Junhold bei der Einweihung in Leipzig. „Wo immer es geht, nutzen wir natürliche Ressourcen wie die Sonneneinstrahlung, Regenwasser, Wärmerück-gewinnung und Wärmespeicher.“ Die konstante Temperatur zu halten, die tropische Tiere und Pflanzen benötigen, ist extrem wichtig, denn sonst droht im Sommer Überhitzung und im Winter Auskühlung.
Die Highlights der Klimatechnik auf einen Blick:
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Beheizung mit Sonnenwärme
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Wärmerückgewinnung
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Wärmespeicher
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Luftbefeuchtungssysteme
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Umkehrosmoseanlage
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Ökologische Wasserwiederaufbereitung
Energie aus Sonnenlicht
Beheizt wird Gondwanaland nach Möglichkeit mit Sonnenwärme, die von großflächigen ETFE-Folienkissen auf dem Hallendach eingefangen wird. Sie ermöglichen auch einen
weit gehenden Verzicht auf künstliches Licht und lassen die für Tiere und Pflanzen so wichtige UV-Strahlung ungefiltert durch.
Die tagsüber entstehende Wärme wird in einem Wärmespeicher gesammelt und dient nachts zum Beheizen der Anlage. Um vor allem im Winter und in der Übergangszeit die Temperatur zu halten, ist Gondwanaland außerdem an das Fernwärmenetz der Stadtwerke Leipzig, einem langjährigen Goldsponsor des Zoo Leipzig, angeschlossen.
„Die Stadtwerke Leipzig versorgen den Zoo bereits seit über 20 Jahren zuverlässig mit Energie. Selbstverständlich unterstützen wir auch das neue Gondwanaland mit unserer umweltschonenden Fernwärme“, betont Thomas Prauße, Vorsitzender der Geschäfts-führung Stadtwerke Leipzig.
Klima- und Belüftungsanlage mit Wärmespeicher
Um eine Überhitzung der Halle zu vermeiden, verfügt Gondwanaland über zwei Hauptlüftungsanlagen. Steigt die Temperatur auf über 28 Grad, öffnen sich zunächst die Dachfenster. Während die warme Luft nach außen entweicht, strömt über steuerbare Lüftungslamellen in der Fassade kühlere Außenluft nach. Erst wenn dieser natürliche Luftstrom nicht ausreicht oder ungünstige Windverhältnisse das Öffnen der Fenster verhindern, werden die seitlich eingebauten Ventilatoren eingesetzt, die pro Stunde rund 600.000 Kubikmeter Luft bewegen können. Die beiden Hauptlüftungsanlagen verfügen darüber hinaus über eine Wärmerückgewinnung. Das heißt, die heiße Hallenluft wird über einen der beiden künstlichen Baumriesen abgesaugt und über eine Wärmepumpe in einen 100 Kubikmeter großen Erdwärmespeicher gespeist, der dann für die nächtliche Heizung von Gondwanaland benutzt wird.
Tropische Luftfeuchtigkeit
Auch die Luftfeuchtigkeit ist in hiesigen Breiten eine Herausforderung. Um die bis zu 75 Prozent der tropischen Gefilde zu erreichen, wird Wasser an den Lüftungseinlässen versprüht. Zudem verfügt Gondwanaland in einigen wichtigen Bereichen über ein zusätzliches Befeuchtungssystem. Außerdem sorgt ein gigantischer Wasserfall in der Halle für eine ausreichende Basisbefeuchtung.
Regenwasser zur natürlichen Bewässerung
Nach Möglichkeit wird sowohl zur Befeuchtung als auch zur Bewässerung der Pflanzen sowie der Becken und Wasserläufe in Gondwanaland Regenwasser genutzt. Es wird in insgesamt vier Zisternen mit 588 Kubikmetern und zwei Tagestanks mit je 30 Kubikmetern gesammelt und über Kiesfilter gereinigt. Sollte nicht genügend Regenwasser vorhanden sein, wird das zusätzlich benötigte Wasser mit Trinkwasser aufgefüllt und über eine Umkehrosmoseanlage enthärtet. „Dabei erhält das Wasser im Tagestank einen optimalen Härtegrad vom maximal 7° dH (Grad deutscher Härte), der für die Beregnung in Gondwanaland ideal ist“, erklärt Dr. Jörg Junhold.
Ökologischer Wasserkreislauf
Besonderer Wert wird auf die ökologische Reinigung, Klärung und Wiederaufbereitung der Gewässer in Gondwanaland gelegt. Alle sieben Großwasserbecken haben einen eigenen, ökologischen Kreislauf, der an die jeweils benötigten Umweltbedingungen der Tiere angepasst ist. Damit die Besucher von Gondwanaland einen ungetrübten Blick durch die Seitenscheiben auf die Bewohner der Becken haben, werden im Reinigungsprozess alle gröberen Partikel aus dem Wasser gesiebt. Dabei wird unter anderem das moderne Prinzip der Ultrafiltration erstmalig im Zoo Leipzig eingesetzt. „Die gesamte Wasseraufbereitungstechnik in Gondwanaland arbeitet nachhaltig Hand in Hand. Damit haben wir ein funktionierendes, technologisches Ökosystem geschaffen, das beispielhaft ist“, sagt Dr. Jörg Junhold. „Mit der Inbetriebnahme des Systems haben wir einen der wichtigsten Schritte gemacht, um die Tropenerlebniswelt Gondwanaland pünktlich am 1. Juli 2011 zu eröffnen.“