Was war 2010? Was kommt 2011?

Auch für einen Zoologischen Garten ist der Jahresbeginn Anlass für ein Resümee: Wie waren die vergangenen 12 Monate? Was bringt das nächste Jahr? Kurz gefasst, begann das Jahr 2010 für den Allwetterzoo äußerst dramatisch und es endete extrem ruhig. Dramatisch war der Jahresanfang, weil das Gorillaweibchen „Gana“ schwer erkrankte und trotz intensiver Bemühungen schließlich starb. Zurück blieb eine sechs Monate alte Tochter. „Claudia“ fand in Münster leider keine Ersatzmutter und musste deshalb in die Gorilla-Kinderstube des Stuttgarter Zoos Wilhelma umziehen. Dort wachsen „verwaiste“ Gorillakinder aus ganz Europa gemeinsam auf.

 

Den allzu ruhigen Jahresabschluss verdankte der Zoo dem Wetter; denn der frühe Wintereinbruch sorgte für die schlechtesten Besucherzahlen in einem Dezember seit 1996. Zudem waren die ersten Monate in 2010 zu kalt, der Juli zu heiß, die Sommerferien verregnet. 871.427 Menschen kamen 2010 in den Allwetterzoo. Das sind zwar weniger als in den Vorjahren, es ist aber immer noch ein beachtliches Ergebnis für eine Stadt mit nur rund 280.000 Einwohnern. In einem aktuellen europaweiten Zoo-Ranking landete der Allwetterzoo auf Platz 16. Wie stolz man auf dieses Ergebnis sein kann, zeigt die detaillierte Bewertung der insgesamt 29 europäischen Zoos, die fast alle in Metropolen beheimatet sind. So schnitt der Allwetterzoo bei diesem Test punktgleich mit dem Zoo Antwerpen ab und wurde nur knapp schlechter als die Zoos in Basel, Kopenhagen oder Prag eingestuft!

 

Bei den Tieren tat sich im Jahr 2010 einiges. Im März konnten sich die Zoobesucher endlich wieder über europäische Wölfe freuen! Fünf Schwestern aus dem polnischen Zoo Wroclaw bezogen die große Anlage im Kinder- und Pferdepark. Ebenfalls im März traf mit „Norman“ das erste Kugelgürteltier in Münster ein, Monate später folgte mit „Heidi“ eine passende Partnerin. Die skurrilen Tiere wurden auf Anhieb zu Publikumslieblingen! Ebenfalls neu in Münster sind winzige Zwergseidenäffchen, hübsche Türkei-Stachelmäuse und Maranon-Baumsteiger, das sind hoch bedrohte Pfeilgiftfrösche.

 

Nachwuchs stellte sich 2010 bei vielen Tierarten ein. Besonders erfreulich war die Aufzucht von zwei Gänsegeiern. Jeweils zwei Jungtiere gab es auch bei den seltenen Mandschurenkranichen, bei Mongolenponys und Kattas. Große Sorgen bereitete das Eselfohlen „Amélie“. Die Kleine kam nicht an die Zitzen der unerfahrenen Mutter und diese wollte ihren Nachwuchs nicht trinken lassen. Mit viel Mühe konnten Pfleger und Tierarzt die Beiden zusammenbringen. Das Eselchen gedieh prächtig und sieht auch heute noch aus wie ein überdimensionales Plüschtier. Von einem anderen Jungtier hieß es Abschied zu nehmen: „Ebun“, das von der Mutter verstoßene Nashörnchen, zog nach England um. Doch Breitmaulnashornkuh „Emmi“ ist erneut trächtig, die Geburt wird im Februar/März 2011 erwartet.

 

Auch gebaut wurde im vergangen Jahr im Allwetterzoo wieder fleißig. Das völlig umgestaltete Afrikapanorama eröffneten die Spieler der ersten Mannschaft des SC Preußen 06 – passend zur WM in Südafrika. Die „Insel“ der Kattas bekam einen neuen Graben und einen neuen Sonnenplatz für die Affen. Von der für Besucher begehbaren Katta-Anlage aus hat man einen guten Blick auf die neue Freianlage für Goldene Löwenäffchen und Zwergseidenäffchen. Für diese „Südamerikaner“, deren Untermieter die Kugelgürteltiere sind, entstand eine neue große Innenanlage mit energiesparendem Glasdach. Seine anderen umweltschonenden Energiespar-Maßnahmen erklärt der Zoo mit einem im Sommer eingerichteten „Energiepfad“. Im Herbst stellte der Zoo gemeinsam mit der Berliner Beuth Hochschule für Technik die bundesweit ersten „Energiepässe“ für Tierhäuser vor, die für Klimaschutz und CO2-Einsparung von zentraler Bedeutung sind.

 

2010 war das „Jahr der Tagungen“ im Zoo. Zum jeweiligen Erfahrungsaustausch trafen sich Schildkrötenschützer aus aller Welt, Tropenornithologen und Raubtierpfleger. Ein Veranstaltungs-Highlight war das erste „Internationale Straßenkünstler-Festival“ im Juli. Rund 40 Gruppen und Einzelkünstler aus Deutschland, Europa und Übersee waren im Zoo zu sehen und zu hören. Es gab Musik, Theater, Jonglage, Clownerie, Tanz und rund 10.000 begeisterte Zoobesucher. Das zweite Festival wird am 23. und 24. Juli stattfinden.

 

Für 2011 erhofft man sich im Allwetterzoo besseres „Zoowetter“, damit möglichst viele Menschen – unbehelligt von Glatteis auf den Straßen oder Gluthitze in den Autos – die rund 3.000 Tiere im Zoo, die vier Delfine und sechs Seelöwen im Delphinarium sowie das Pferdemuseum besuchen können. Es wird sich lohnen, denn auch für die nächsten Monate sind positive Veränderungen geplant, auf die sich vor allem Kinder freuen dürfen. Für sie wird der größte Spielplatz im Zoo mit hohem Aufwand komplett verwandelt. Für die Kleinsten entsteht ein ruhiger Spielbereich, die Größeren dürfen auf sportliche Geräte gespannt sein. Mutige Kinder können einen „Allwetter-Kletterturm“ erklimmen und durch eine lange Röhre wieder herunter rutschen. Für die Eltern entsteht ein neuer, großzügig überdachter Kiosk- und Picknick-Bereich. Mit der Fertigstellung rechnet man zu Ostern. Auch auf „Tierisches“ dürfen sich die Besucher freuen: So wird für die Weißkopfsakis, das sind südamerikanische Affen, gerade eine große Außenanlage am Tropenhaus errichtet. Auch die Anlagen für Flamingos und Nasenbären werden umgestaltet. Mit den Bauarbeiten für den geplanten „Elefantenpark“ wird allerdings frühestens im Herbst 2011 begonnen.

 

Eines der Markenzeichen des Allwetterzoo ist sein überdurch­schnittliches Engagement für den Artenschutz in den natürlichen Lebensräumen, beispielsweise in Vietnam. Das Projekt zur Rettung der seltenen Goldkopflanguren, einer in Nordvietnam lebenden hoch bedrohten Affenart, beging im vergangenen Jahr sein zehnjähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass erhielt der Allwetterzoo eine weitere offizielle Anerkennung durch die vietnamesische Regierung.