Zoos brauchen Energie: Der Allwetterzoo stellt als Vorreiter die bundesweit ersten Energieausweise für Tierhäuser vor

allwetterzooDer Allwetterzoo, am 2. Mai 1974 eröffnet, versorgt derzeit etwa 3.000 Tiere aus 300 Arten. Für einen Großteil der Tiere müssen das ganze Jahr über tropische Bedingungen simuliert werden. Es gibt 35 Gebäude mit unterschiedlichstem Versorgungsbedarf auf rund 30 Hektar. Der Zoo betreibt eine eigene Heizungszentrale sowie ein städtisches Blockheizkraftwerk. Als einer der ersten Zoos in Deutschland widmet er sich aktiv und nachweisbar dem Klimaschutz durch energetische Sanierung mit dem Ziel einer zukunftsorientierten, unabhängigen Energieversorgung und einer möglichst hohen CO2-Minderung. Um dies noch effektiver zu tun, suchte der Zoo die Zusammenarbeit mit der Beuth Hochschule für Technik Berlin, FB IV, und der BAnTec GmbH, ebenfalls Berlin.

Ergebnis dieser Verbindung ist nun die Entwicklung der ersten Energieausweise für Tierhäuser in einem deutschen Zoo! Für die energetische Bewertung bestehender Wohngebäude gibt es diese Dokumente bereits. Einmalig ist ebenso die zugrunde liegende energetische, technische und bauliche Qualitätsfeststellung und Analyse. Dafür wurde in den letzten 20 Monaten die Energiesituation des Zoos geprüft: Studierende und Mitarbeiter der Beuth-Hochschule untersuchten rund 4,8 km der zooeigenen Nahwärmetrasse und analysierten 35 Gebäude mit 40 Übergabestationen. Die Erstellung von Energieausweisen für Tierhäuser und -anlagen ist von zentraler Bedeutung für den Klimaschutz und die CO2-Einsparung. Die Bundesregierung fordert 36% CO2-Einsparung bis zum Jahr 2020!

 

Energieausweise gibt es abhängig vom Bedarf und vom Verbrauch. Ein bedarfsabhängiger Energieausweis ist für Tieranlagen nicht möglich, da es kein Standard-Nutzverhalten gibt. Die Entwicklung von Standards für verbrauchsabhängige Energieausweise für Tieranlagen ist Ziel der Zusammenarbeit zwischen Allwetterzoo, Beuth Hochschule für Technik Berlin und BAnTec GmbH. Der Ansatz ist wie folgt: Die Verbrauchswerte der letzten Jahre liegen zugrunde, sie werden gemittelt und daraus die tatsächlich benötigte Primär-Energiemenge berechnet. Hierbei werden nicht nur Tieranlagen und Gebäude untersucht, die bereits saniert wurden, sondern vor allem die Gebäude, die noch nicht im Sanierungs- und Instandsetzungsplan geführt werden. Gerade für diese ist es wichtig, Empfehlungen anhand des Energieausweises erarbeiten zu können und die Modernisierung daran zu orientieren.

 

Aufgrund der fundierten Erhebung und Auswertung von Daten ist es weiterhin möglich, gebäudespezifische Nutzerprofile zu erstellen, die für andere Zoos die Grundlage bilden können. Betrachtet man die gemeinsamen Projekte, die durch Mitarbeiter und Studierende der Beuth Hochschule sowie der BAnTec GmbH entwickelt werden, kann man den derzeit ohnehin schon datentechnisch hochmodern erfassten Allwetterzoo als Vorbild in der Zoowelt bezeichnen. Bereits seit 1995 werden im Allwetterzoo alle energierelevanten Daten erfasst und ausgewertet!

 

Insgesamt wurden von 1995/1996 bis 2009 rund 423 Tonnen oder 20% CO2 weniger erzeugt! Diese Einsparung ist das Ergebnis baulicher Sanierungsmaßnahmen und einer bedarfsabhängigen zentralen Gebäudeleittechnik. Für die Zukunft geplant sind die energetische Optimierung der Bestandssituation durch hydraulische Analyse der Nahwärmetrasse und der einzelnen Unterstationen, Simulationsrechnungen der Bestandsgebäude und die konsequente Umsetzung der Handlungsempfehlungen und Ergebnisse. Der Einsatz von regenerativen Energien wie Photovoltaik, Solartechnik oder Erdwärme ergibt weitere Einsparpotentiale.

 

Resümee: Die Gebäude, die Tieranlagen und die Energiesituation können für andere Zoos als Referenz genommen werden, ebenso die entwickelten Ansätze für die Erstellung der Energieausweise.

 

Beispiele

Im Elefantenhaus kann beim Einsatz erneuerbarer Energien eine Reduzierung von 405 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr (kWh/m²a) auf 337 erzielt werden; das entspricht einer Einsparung von rund 17% pro Jahr. Der CO2-Ausstoß reduziert sich von 120 Kilogramm pro Quadratmeter im Jahr (kg/m²a) auf 99, das sind ebenfalls 17% weniger.

 

Für das Orang-Utan-Haus ergibt sich bei Einsatz von regenerativen Energien, zusätzlich zur wärmetechnisch instand gesetzten Fassade, eine Reduzierung von 381 kWh/m²a auf 284. Der CO2-Ausstoß reduziert sich von 116 kg kg/m²a auf 85. Das entspricht einer Einsparung von rund 26% für den Primärenergieanteil und den CO2-Ausstoß.

 

Ausblick

Die Zusammenarbeit des Allwetterzoos mit der Beuth Hochschule für Technik Berlin, der BAnTec GmbH, der seit Januar 2010 beteiligten FH Münster sowie diversen ortsansässigen Unternehmen wird weiter fortgeführt und ausgebaut.

Quelle: Allwetterzoo Münster

Link: http://www.allwetterzoo.de