Zu den besonders hübschen und anziehenden Bewohnern des Tierkinderzoos gehören die kleinwüchsigen Zwergesel. Einst waren diese zierlichen Einhufer auf Sardinien und Korsika als landwirtschaftliche Nutztiere eingesetzt. Sie wurden in den gebirgigen Regionen vor die kleinen Karren gespannt und halfen bei der oft beschwerlichen Ernte von Früchten und Blumen. Dabei kamen ihnen ihre Trittsicherheit, das geringe Gewicht und die Genügsamkeit zugute. Eines aber waren sie nicht, wofür man sie aufgrund ihres anziehenden Aussehens leicht halten konnte, nämlich Streicheltierchen. Sie haben trotz ihrer jahrtausendelangen Domestikation noch nicht das Temperament ihrer afrikanischen Stammform abgelegt und benutzen Gebiss und Hufe zur Auseinandersetzung untereinander und gelegentlich auch ihren Pflegern gegenüber.
Leider wurden die Zwergesel in den letzten Jahrzehnten in der Mittelmeer-Landwirtschaft durch billigere Geräte verdrängt und sind dort kaum noch anzutreffen. Selbst in den Zoos sind sie äußerst selten. Einst gab es sie außer im Kopenhagener Zoo sowie in der Haltung einer holländischen Liebhaberin nirgendwo sonst. Deshalb freute man sich, als der Berliner Zoo aus Kopenhagen die Stammeltern der jetzigen Zuchtgruppe übernehmen konnte. Inzwischen ist diese auf vier Stuten und einen Hengst angewachsen. Am 9. Mai brachte die fünfjährige Stute „Grisella“ ein Hengstfohlen zur Welt. „Grisella“, die selbst von Menschenhand aufgezogen wurde, überraschte alle Zoomitarbeiter durch die Mutterliebe, mit der sie ihren Nachwuchs aufzieht.
Zwar werden angebliche „Zwergesel“ immer wieder angeboten, in Wahrheit handelt es sich dabei um Jungtiere oder zurückgebliebenen Nachwuchs normalwüchsiger Hausesel.